Neues aus Lukasfeld


Laufsport hat sich über die Jahre als wertvoller Bestandteil unseres therapeutischen Konzepts etabliert. Auch wenn es personell nicht immer einfach zu organisieren ist, erscheinen uns die Laufgruppen am Montag sowie am Donnerstag sehr wichtig. Dabei ist sportliches Laufen für viele Patienten eine neue Erfahrung. Manche können anfangs nur gehen und erst mit der Zeit wird es ihnen möglich, auch einmal ein paar Etappen zu joggen und oft sind sie aber schon nach wenigen Wochen in der Lage, mehrere Kilometer durchzuhalten. Dies stärkt nicht nur das Selbstvertrauen, sondern verbessert auch die körperliche Fitness, den Kontakt zur Natur und nicht zuletzt auch Selbstdisziplin und Überwindung. So laufen wir bei jedem Wetter und viele Menschen, die schon lange laufen, stimmen der Erfahrung zu, dass gerade bei schlechtem Wetter wie Regen oder im Winter die Natur besonders erlebt werden  kann.

 

Die jährliche Laufveranstaltung „Bludenz-läuft“ bietet gerade für unerfahrene Läuferinnen und Läufer einen guten Rahmen. Eine Distanz von 8,7 Kilometer des Raiffeisen City Laufs ist machbar. Während wir letztes Jahr sechs Patienten hatten, die sich sogar an die Halbmarathondistanz wagten, waren es diesmal „nur“ drei, aber das soll die Freude und den Erfolg nicht schmälern, den alle verspürten, nachdem die 8,7 Kilometer geschafft waren. Es bleibt so oder so ein unvergessliches Erlebnis, das mit den Vorbereitungen beginnt, mit dem Start einen ersten Höhepunkt erreicht und schließlich ist dann auch der Zieleinlauf mit all dem Publikum und dem Applaus für viele ein unvergessliches Ereignis.

Für einen Patienten kam eine besondere Erfahrung dazu. Er ist in Bludenz aufgewachsen und es sei für ihn schon etwas ganz Spezielles gewesen, seine Stadt einmal  nüchtern zu durchlaufen. Das hätte gut getan und sei angenehm gewesen. Im Zielbereich hätte er alte Bekannte getroffen, die halt irgendwie herumgestanden seien, mit einem großen Bier in der Hand und mehr oder weniger sinnlosem Gerede. Da sei ihm sein eigener Zustand – erschöpft, aber zufrieden -  dann doch viel lieber gewesen und dabei sei er erst wenige Wochen hier.

 

Natürlich hoffen wir, dass wenigsten einige unserer Patienten auch nach dem stationären Aufenthalt das Laufen nicht aufgeben. So war es sehr erfreulich, dass Patienten am Start waren, die wir noch von früheren Aufenthalten kennen. Insbesondere zwei junge Männer, die früher schon sehr starke sportliche Leistungen gebracht haben, sind dabei geblieben und haben mit Halbmarathonzeiten im Bereich von 1.20 und von 1.30 Minuten gezeigt, dass auch Menschen mit Suchtproblemen in der Lage sind, absolute Spitzenleistungen zu bringen.

 

Für die Erfolge unseres Langzeitprojekts „Therapeutisches Laufen“ können wir uns auch bei unseren Förderern bedanken, insbesondere auch beim Förderverein “Friends of ME” mit den Trikots und der Laufsportgemeinschaft (LSG) Vorarlberg, die uns erst vor wenigen Tagen wieder mit einer Spende von Laufschuhen geholfen hat. Auch wenn Laufen kein teurer Sport ist, gute Laufschuhe haben ihren Preis und gerade für erste Versuche und Anfänger ist ein Schuh mit einer guten Dämpfung besonders wichtig, um die untrainierten Gelenke und anderen Gewebe zu schonen. Im Team haben wir entschieden, Schuhe auszuborgen, wenn jemand nur einmal versuchen möchte, zu laufen und wenn er oder sie merkt, dass dies nicht sein Sport ist, dann gibt er sie zurück. Wenn jemand regelmäßig läuft, dann kann er sie behalten. Die Schuhe, die wir bekommen haben, sind alle noch in einem sehr guten Zustand, können noch für viele Kilometer gute Dienste tun und das wird auch der Fall sein.

OA Dr. Roland Wölfe